Home,  Zoés Blog

Wissen.Macht.Nichts.

Jedenfalls nicht, wenn wir all das Wissen, was wir uns so drauf schaufeln und mit noch so viel Eifer inhalieren, nicht anwenden können. Oder wollen.

Warum ist es zuweilen so schwer, Wissen umzusetzen?

Wissen an sich, das ist zumindest meine Überzeugung, bringt uns nicht besonders viel.

All dieses Wissen müssen wir ja auch irgendwo lagern. Meistens im Gehirn. Und da bleibt es dann so lange, bis irgendwer, irgendwann mal etwas davon abrufen will. Wenn es dann nicht zu weit weggerutscht ist oder schon wieder zu viel Neues drüber liegt, können wir dann auch endlich damit etwas anfangen. Eine Antwort geben oder so.

Nun ja. Theoretisch wäre es in der heutigen Zeit ja durchaus auch möglich diese Antwort relativ zügig von irgendwo anders her zu bekommen. Zum Beispiel aus dem worldwideweb. Kein Geheimnis.

Setzt natürlich voraus, dass Du weißt, wo Du suchen musst. Also wo die richtigen Quellen zu finden sind, die, die auch wirklich gute Antworten parat haben.

Das ist ja durchaus nicht immer der Fall. Aber meiner Ansicht nach eine viel zeitgemäßere Form von Wissen…aber lassen wir das…ich möchte mich in einer Gesellschaft, in der Menschen danach eingeordnet und bewertet werden, wie viel sie wissen, ja jetzt auch nicht unbedingt…na Du weißt schon…

Also mal vorausgesetzt, Du weißt, wo Du das, was Du gerade brauchst, finden kannst, könntest Du Deinem Gehirn, das als „Zwischenlager“ für genau dieses Wissen eine Menge Speicher verbraucht, ja noch Kapazitäten frei geben.

Heißt also, Du könntest Platz schaffen, für die Informationen und Dinge, die Deinen Geist kreativ auf Touren bringen. Zum Beispiel Zusammenhänge herstellen, ganz eigene Erkenntnisse aus dem Ganzen ziehen usw. Gedanken, die Du Dir selbst machst, kreative Antworten, unkonventionelle Wege, Diskussionen, die Du offen führst.

Wie fühlt sich das an?

Weil letztendlich ist es ja so, dass Wissen allein noch nichts macht. Das ist erstmal einfach nur da. So als eine Theorie im Kopf. Eine Theorie, die Speicher besetzt.

Nimm mal das Bespiel Massentierhaltung. Wir alle haben dazu ein mittlerweile immenses Wissen.

Niemand kann mir glaubhaft erzählen, er wüsste nicht, wie mit den Tieren in Massentierhaltungen umgegangen wird.

Niemand kann mir glaubhaft erzählen, er wüsste nicht, dass diese Tiere unter den schlimmsten Bedingungen ein unwürdiges Dasein fristen und unter grausamen Bedingungen leben und sterben.

Und niemand kann mir glaubhaft erzählen, er wüsste nicht, dass billigstes Fleisch im Supermarkt genau unter diesen grauenhaften Bedingungen produziert wird.

Von dem ganzen Ekel und für den Verbraucher extrem gesundheitsgefährdenden Medikamenten etc. mit denen diese Tiere vollgepumpt werden, mal ganz zu schweigen.

Warum also tun wir nichts? Oder zumindest längst nicht genug?

Zu Anfang dachte ich immer, das ist wahrscheinlich schlichte Dummheit, Ignoranz und Überheblichkeit gepaart mit der mittlerweile hoffentlich bald aussterbenden Überzeugung der Mensch bräuchte Fleisch um zu leben.

Braucht er nämlich nicht. Will er aber.

Deshalb findet er auch immer wieder irgendwelche Thesen, die dies untermauern. Koste es was es wolle. Aber bitte nicht die paar Kröten aus dem eigenen Geldbeutel. Nein, natürlich geht es voll auf die Kosten der armen Geschöpfe, die gnadenlos ausgebeutet werden. Die können sich wenigstens nicht wehren.

Schon mal überlegt, was der „Genuss“ dieses Fleisches oder der Erzeugnisse mit unserem Körper macht? Mit unseren Erbinformationen? So auf Dauer?

Das merkst Du ja nicht direkt nach dem Schweinebraten. Das dauert etwas. Aber irgendwann passiert es dann. Schleichend oder mit dem Paukenschlag. Das krasse ist, dass wir uns dann auch noch wundern oder mit dem Schicksal hadern. Und irgendwie den Zusammenhang nicht erkennen. Oder einfach auch nicht erkennen wollen.

Mittlerweile glaube ich aber gar nicht mehr, dass es an Einfältigkeit, Ignoranz, Arroganz oder am Geldbeutel liegt.

Nein, es liegt einfach daran, dass wir dieses ganze Wissen emotional einfach nicht spüren. Wir spüren nicht, was das mit uns zu tun hat. Wir wissen es vielleicht. Aber wir spüren es nicht.

Genauso geht es uns zum Beispiel wenn wir Nachrichten hören. Die grausamsten Dinge passieren in der Welt. Wir wissen das. Aber unser System, wahrscheinlich ist das so eine Art Schutzmechanismus, lässt es nicht so ganz an uns ran. Wir spüren es nicht und bringen es nicht mit uns oder unserem Leben in Verbindung. Also zumindest nicht, wenn wir keine Berührungspunkte, keinen Zusammenhang erkennen.

Ich glaube, dass, wenn wir es schaffen Wissen von der theoretischen, nicht-emotional berührenden Ebene weitersickern zu lassen in unser emotionales Feld und uns einfach mal wirklich die Frage stellen: Was hat es mit mir zu tun? Welche Verbindungen gibt es? kommen wir der Sache näher.

Das geschieht wahrscheinlich nicht von jetzt auf gleich. Wenn ich daran denke, wie das bei mir z.B. mit dem Rauchen war…darf ich Dir die Geschichte kurz erzählen? Ja? Ok.

Ich hab seit ich so ungefähr Mitte zwanzig war geraucht.

Es gab Phasen in denen ich mehr, also täglich, geraucht habe und dann gab es auch Phasen, in denen ich immer mal wieder kürzere oder auch längere Pausen dazwischen hatte.

In den letzten Jahren meiner Raucherzeit habe ich nur auf Partys oder zu Gelegenheiten geraucht, in denen auch Alkohol im Spiel war. Also nicht täglich, manchmal auch ein paar Wochen überhaupt nicht, aber sobald ich ein Glas Wein vor mir stehen hatte, war sofort auch der Griff zur Zigarette da.

Natürlich wusste ich während der ganzen Zeit, dass Rauchen nicht gerade besonders förderlich für die Gesundheit ist. Ist klar, oder? Hat’s mich interessiert? Nein. Nicht wirklich. Manchmal vielleicht. Aber dann habe ich ganz sicher auch irgendeinen Grund gefunden, der dieses dann doch latent schlechte Gefühl sofort wieder niedergemetzelt hat. Und außerdem fühlte ich mich eh unsterblich.

Dabei litt ich schon ziemlich lange an einer chronischen Entzündung, ausgelöst durch eine Zahngeschichte, (die ich Dir an dieser Stelle en detail erspare), die immer mal wieder aufflammte. Besonders nach einem Abend, an dem ich mal wieder geraucht hatte.

Irgendwann wurde diese Entzündung so aggressiv, dass sie meine Gesundheit wirklich bedrohte. Rauchen ist da natürlich extrem kontraproduktiv. Auch das wusste ich.

Je stärker sie sich bemerkbar machte und je mehr sie sich auf meinen ganzen Körper interpretierte, desto mehr erkannte ich, dass Rauchen nicht nur ungesund ist, sondern mir extrem schaden wird. Endlich war ich bereit, den Zusammenhang zu erkennen. Zu erkennen, was es mit mir zu tun hat.

Es brauchte dann trotzdem einen wirklichen Paukenschlag in Form einer sichtbaren, entzündlichen Schwellung, die sich auf mein ganzes Gesicht, bzw. genauer gesagt, einer Hälfte, ausbreitete und mir wirklich zum ersten Mal richtig Angst machte.

Das war der Tag, ein 9. November, an dem mein gesamtes Wissen darüber und die Erkenntnis, was es mit mir zu tun hat in echtes Verstehen übergegangen ist und mir plötzlich radikal klar war, was da genau passiert.

Ein Moment, ein Begreifen, das nichts anderes mehr zulässt als zu Handeln. Du kannst nicht anders, wenn genau das passiert. Wenn Verstehen passiert.

Seit diesem Tag rauche ich nicht mehr. Auch nicht zu einem Glas Wein. Selbst nicht zu vieren. Oder fünf. Es ist einfach in jeder Zelle verankert und verstanden. Also habe ich es geändert.

Das ist übrigens Selbstwirksamkeit. Kohärenz.

Wenn wir verstehen was wir wissen, handeln wir. So sind wir wundervollen Menschen.

Wissen allein macht einfach nichts. Verstehst Du?

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert